Ein nicht zu verachtender Nebeneffekt des Wing Tsun Trainings sind die gesundheitlichen und mentalen Aspekte. Denn Wing Tsun fördert und fordert den gesamten Bewegungsapparat, ohne dass der Übende über besondere Körperkraft, Beweglichkeit und Flexibilität verfügen muss.
Wing Tsun
- schärft die Sinne durch Schulung der taktilen Reflexe
- fördert die neurophysiologische Arbeit des Gehirns
- entspannt verkürzte Muskulatur
- stärkt auf natürliche Weise vernachlässigte Körperpartien
- fördert die körpereigene Motorik
- beugt Verletzungen und Arthrose vor
- stärkt besonders die rumpfumgebende Muskulatur
Dazu bietet Wing Tsun dem Betreibenden eine Fülle an psychischen, positiven Effekten:
- denn mit Wing Tsun fühlen Sie sich sicherer und selbstbewusster
- im Wing Tsun Training können Sie sich auf eine andere Welt einlassen, Ihren Körper erleben und so eine andere Seite Ihrer Persönlichkeit fokussieren und sich komplett entspannen
- nach dem Wing Tsun Training werden Sie sich nicht ausgepowert, sondern erfrischend erschöpft fühlen
- Und nicht zuletzt sprechen wir bei dem taoistischen Prinzip des Wing Tsun von der „dritten Ebene“, der inneren und seelischen Ebene
Bei der höchsten Ebene geht es um unser Innenleben. Hier gilt es, nicht andere, sondern sich selbst und die eigenen, negativen Eigenschaften wie Neid, Hass, Frust, Selbstmitleid, Angst, verletzter Gerechtigkeitssinn, schlechte Gewohnheiten usw. zu besiegen.
Indem wir den Weg des taoistischen Systems Wing Tsun beschreiten und uns z.B. von falschem Denken, von mechanischen, körperlichen und geistigen Fehlhaltungen und Einschränkungen befreien, wollen wir uns in einen neuen, besseren und friedfertigen Menschen verwandeln.
Ursprünglich arbeitete der WT Schüler nur an seiner körperlichen Ebene, doch durch stetiges Üben, dem Helfen anderer Schüler im Training, dem „fließen lassen“ der Kräfte im Chi Sao und dem „in sich hinein fühlen“ in den eigenen Körper, begibt sich der Schüler langsam aber sicher auf einen zweiten, anfangs nicht fühlbaren Weg. Denn durch Wing Tsun wird man nicht aggressiv, sondern freundlich. Man wird nicht aufbrausend, sondern lernt seine eigenen Gefühle kennen und kann so sich selbst und andere reflektieren. Durch das meistern von Prüfungen oder anderen Herausforderungen wächst das eigene Selbstbewusstsein und die Freude an geschafften Hürden.
Und nicht zuletzt lernt der WT Schüler, dass die Kampfprinzipien und Strategien auch auf die kommunikative und zwischenmenschliche Ebene übertragen werden können. Und genauso wie im körperlichen Kampf, sollen diese Strategien hier nur zum eigenen seelischen Schutz benutzt werden.
Ein Beispiel:
Im Wing Tsun Training erlernt der Schüler, dass er, wenn er gezogen wird, nachgeben soll und seine Energie in die zurückziehende Körperarbeit des Angreifers durch einen Angriff „hineinfließen“ zu lassen. Er benutzt das Kampfprinzip „Gib der Kraft nach, füge Deine eigene hinzu“. Genauso wird der fortgeschrittene Anwender auch im Streit, nicht um den eigentlichen banalen Streitpunkt ringen, sondern lernt nachgiebig zum Ziel zu kommen.
So, dass der „verbale Aggressor“ erst später merkt, dass er keine Front bekommen hat um seine Wut auszuleben, und auch nicht das erreicht hat, was er wollte. Der, der gelernt hat „nachgiebig das Ziel zu erreichen“ wird spielerisch ohne Energieverschwendung die Situation deeskalieren und sein Ziel, nicht den Sieg, erringen.